Parthenon, Athen – Foto: Karl-Heinz Stark

Internationales Kunstprojekt in Athen

Athen, 05.-12. April 2017

30 junge Menschen verbrachten eine Woche in Athen, besuchten die Dokumenta 14, erkundeten antike Stätten, aber selbstverständlich auch Stadtteile wie das als anarchsistisch geltende Exarchia, das gut bürgerliche Kolonaki, die Einwandererviertel Metaxurgio und Psiri und den Monastiraki-Platz, an dem sich abends unzählige junge Athener treffen. Die Gruppe besuchte eine als Treffpunkt gestaltete Wohnung einer Initiative engagierter Nachbarn, die sich gegenseitig unterstützen, eine Gruppe, bei der Obdachlose ebenso mitwirken wie Lehrer oder andere Berufstätige. Auf Einladung der Initiative gestalteten die TeilnehmerInnen von DOCUMENTAthens einige Wände des Treffpunktes – schließlich war DOCUMENTAthens ein Kunstprojekt, bei dem eigene Kunst geschaffen werden sollte. Beim gemeinsamen Mittagessen mit den Nutzern der Räume erfuhren die internationalen Gäste einiges über die verschiedenen Betätigungen im Rahmen der Nachbarschaftsinitiative, z.B. dass sie an den Osterfeiertagen mit und für Flüchtlingen in einem großen Flüchtlingslager kochen wollten.

Die aktuelle Situation in den am Projekt beteiligten Ländern war immer wieder Thema vieler Gespräche: eine hohe Arbeitslosenzahl in Griechenland, Italien und Spanien, Sparvorgaben von EU und IWF, die zu immer neuen finanziellen Einschränkungen für griechische Familien führen, das Erstarken rechter Parteien in Deutschland und Polen, der Umgang mit Flüchtlingen in den verschiedenen Ländern Europas. Damit gab es reichlich Gelegenheit, sich über Veränderungen und Entwicklung auszutauschen und die Sichtweisen, Bedenken und Bedarfe der anderen kennen zu lernen.

Teilnehmende Gruppen aus Padova (Italien), Poznan (Polen), Pamplona (Spanien), Athen (Griechenland) und Kassel.


Um den Schlaf ging es ja eigentlich nicht

Einige persönliche Eindrücke von Maximilan Hanke:

“Unsere Reise nach Griechenland startete an einem Mittwochabend. Unser Flug ging vorteilhafter Weise vom Flughafen Calden bei Kassel ab und brachte uns auf direktem Wege nach Athen.

Als Unterkunft diente uns das Hotel Achillion inmitten der Metropole – nur wenige Gehminuten vom Omonia-Platz entfernt. Die TeilnehmerInnen aus Spanien, Italien, Polen, Griechenland und Deutschland wurden gemischt und teilten sich jeweils zu dritt ein Hotelzimmer. Ich teilte mein Zimmer mit Szymon aus Poznen und Thanos aus Athen. Die beiden waren sehr angenehme Zimmerkumpanen und wir kamen immer gut miteinander aus. Szymon pflegte es, nachts noch eine ausgiebige Dusche zu nehmen, was Thanos und mich manchmal vom Schlafen abhielt, doch wir nahmen es mit Humor.

Um den Schlaf ging es während dieser Jugendbegegnung ja auch eigentlich nicht. Wir hatten ein tägliches Programm mit allen TeilnehmerInnen (zwischen 17 und 25 Jahre alt) und den dazugehörigen TeamerInnen. Als Seminarraum nutzen wir die Räumlichkeiten des Hotels, welche leider nur begrenzt für unsere Zwecke ausreichten. Wir konnten glücklicherweise einige Teile des Programms nach draußen verlegen. Das kam uns gerade bei dem schönen sonnigen Wetter mit bis zu 25 Grad sehr gelegen.

Monastiraki, Athen – Foto: Karl-Heinz Stark

Das Programm bestand aus Ice-breaking activities, Kooperationsübungen, Workshops rund um Kunst und Kreativität, Länderpräsentationen, Gelegenheiten zum Austausch, dem Besuch der Documenta in Athen und noch einigem mehr. So war man tagsüber also immer gut beschäftigt und hatte dann abends Freizeit.

Inspirationen und Informationen

Ich verbrachte meine Freizeit damit, mich unter die Leute zu mischen und neue Kontakte zu knüpfen. Dabei verbrachte ich die meiste Zeit mit den Teilnehmern, die nicht aus Deutschland kamen. Viele der Teilnehmer kannten sich aus ihrer Heimat bereits. Ich kannte niemanden, also gesellte ich mich einfach zu den Gruppen und versuchte den Austausch etwas anzutreiben. Die Kontaktaufnahme verlief eigentlich immer reibungslos und ich wurde stets freundlich und aufgeschlossen in Gespräche mit einbezogen.

Ich tauschte mich über viele unterschiedliche Dinge mit den jungen Menschen aus Spanien, Italien, Polen und Griechenland aus. Es ging um Politik, Arbeit, Musik, Hobbys und um noch einiges mehr. In dieser Woche gab es so viele neue Eindrücke, Inspirationen und Informationen, dass ich mich teilweise fast erschlagen fühlte, allerdings im positiven Sinne.

Dazu kam noch die fremde Stadt Athen, die so groß und facettenreich ist, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Ich sah die Touristenviertel mit den unzähligen Souvenirshops, die mit Graffiti überzogenen Wohngegenden und Universitäten, den Hafen, die Akropolis, die Museen und Ausstellungsorte der Documenta, die Bars, Clubs und Restaurants.

Foto: Karl-Heinz Stark
Megaro Moussikis, Athen

Zur Documenta kann ich sagen, dass für mich die Ausstellungen zur modernen und zeitgenössischen Kunst sehr interessant waren. Der Besuch der Documenta hat mein Interesse an Kunst auf jeden Fall geweckt und es wird sich zeigen, wie weit ich die gemachten Erfahrungen noch mit der Documenta in Kassel ergänzen kann.

Während des Projektes unterhielten wir uns auf Englisch und ich war wieder mal überrascht, wie leicht es mir fiel die englische Sprache zu benutzen, wenn es denn mal darauf ankommt. Dies lag aber auch an der ungezwungenen Atmosphäre, da es für jeden eine Fremdsprache und so auch eine Herausforderung war. Kam es dann  mal zu Missverständnissen, hat meistens schon ein simples Nachfragen gereicht, um sie wieder aus der Welt zu schaffen.

Erfahrungen in Athen

Eine Jugendbegegnung wie diese bietet also eine gute Möglichkeit seine Englischkenntnisse zu verbessern und ein bisschen Routine im Sprechen zu bekommen. Meine Selbstsicherheit, ein Gespräch auf Englisch zu führen, ist auf jeden Fall gewachsen.

Aus den geführten Gesprächen ging für mich schnell hervor, dass ich mit den jungen Menschen aus Europa viele Probleme, Gedanken und Gefühle teilen konnte. Ich entdeckte viele Parallelen zu meinem Alltag und mir wurde klar, dass es bis auf unseren kulturellen Hintergrund und die wirtschaftliche Lage des Heimatlandes gar nicht so viele andere Dinge gab, die uns voneinander unterschieden. Es entwickelte sich immer mehr eine Art „Klassenfahrtsgefühl“, welches ich sonst nur aus der Schule kannte.

Das Thema von Wechsel und Veränderung war nicht nur im Programm des Projektes allgegenwärtig, sondern war grade auch anhand der Stadt und ihrem nach wie vor andauerndem Kampf mit der Finanzkrise zu erkennen. Besonders auffällig waren natürlich die vielen geschlossenen Läden die man findet, wenn man erst mal die Touristenviertel verlassen hat und die vielen obdachlosen Menschen sieht, die zusammen mit Hunden und Katzen auf den Straßen leben. Im Kontrast dazu stand die faszinierende Architektur der Stadt. Direkt neben den prunkvollen, historischen Gebäuden saßen Menschen auf den Straßen, die durch das Betteln, den Drogenverkauf oder mit Touristenfallen versuchen ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Das gleiche Phänomen gibt es natürlich auch in deutschen Großstädten, allerdings nicht in diesem Ausmaß.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Jugendbegegnung in Athen eine tolle Erfahrung und Bereicherung für mich war. Mein Interesse an weiteren Projekten ist auf jeden Fall geweckt worden. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, mit denen ich auch in Kontakt bleiben werde. Falls ich nun mal in Italien, Griechenland, Spanien oder Polen bin habe ich dort Freunde, die mich sofort bei sich aufnehmen würden und auch ich würde das Gleiche für sie tun.“


Veranstaltet   wurde dieses Internationale Kunstprojekt vom Kommunalen Jugendbildungswerk der Stadt Kassel in Kooperation mit der griechischen Partnerorganisation Youthnet Hellas.

Außerdem waren dabei Comune di Padova – Progetto Giovani, Forum Kultur Poznan und EKHI Huarte.

 

Dieses Projekt wurde finanziell gefördert durch das EU-Programm Erasmus+