Active Youth Challenge
– Larissa (Griechenland) 2019
Erfahrungsbericht von Johanne-Laure Chango
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Im September 2019 nahm ich an einem einwöchigen Erasmus + Jugendaustausch in Griechenland zum Thema „Jugendbeteiligung“ teil. Wir waren acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kassel. Mir ist jetzt klar, wie besonders diese Erfahrung für mich als frisch in Deutschland angekommene Freiwillige war. |
Am 29. September, nachdem wir einen ganzen Tag, von Kassel nach Frankfurt um unser Flugzeug zu erreichen, und dann mit dem Bus von Thessaloniki nach Larissa, gereist waren, wollten wir uns einer Gruppe von 50 jungen Menschen aus vier anderen Ländern anschließen: Ungarn, Italien, Norwegen und Griechenland. Wir kamen schließlich am sehr späten Abend an, erschöpft, aber aufgeregt, in einer neuen Umgebung zu sein, und ungeduldig, alle am nächsten Tag zu treffen.
An diesem ersten Tag ging es hauptsächlich darum, sich kennenzulernen. MeinGefühl, das ich schon an diesem ersten Tag in unserer Gruppe habe, ist, dass sie ein sicherer Ort ist, um sich auszudrücken und gemeinsam zu diskutieren.
Während der ganzen Woche diskutierten wir über die Möglichkeiten, die junge Menschen haben können, sich auf lokaler Ebene, aber auch in größerem Maßstab, als Bürger eines Landes und mehr noch, als Bürger Europas, zu engagieren. Partizipation bedeutet auch, mit den Einschränkungen umzugehen, denen wir in unseren jeweiligen Ländern ausgesetzt sind. Von politischen bis zu kulturellen Unterschieden gibt es vieles, was sich auf unsere Lebensweise auswirkt. Aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten, die wir herausfinden wollten. Jedes Land bereitete einige Aktivitäten vor, um sie während der Woche mit der Gruppe zu teilen.
In einem Beitrag der deutschen Gruppe ging es um E-Partizipation. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich in unseren Communities zu engagieren und aktiv zu sein, insbesondere online. Wenn wir an E-Partizipation denken, denken wir zuerst an soziale Medien. Aber soziale Medien sind eine Möglichkeit. Das Erstellen von Inhalten wie Podcasts, das Teilen von Erfahrungen, Online-Petitionen, Abstimmungsplattformen … sind ebenfalls verschiedene Optionen. Einige Städte beschlossen, Plattformen einzurichten um Initiativen auf lokaler Ebene zu ermöglichen und Erfahrungen weiter zu geben. Diese open spaces sollen Menschen dabei helfen, ihre eigenen Projekte digital zu erstellen, Wissen, Werkzeuge und Erfahrungen zu teilen.
Bei der Teilnahme an dieser Begegnung geht es auch darum, uns selbst herauszufordern. Das haben wir in dieser Woche jeden Tag gemacht. Es gab auch einige Höhen und Tiefen, aber wir haben versucht, uns gegenseitig zu unterstützen, wo wir konnten, und das war auch, was ich am meisten liebte; es fügte dem Wort Zusammengehörigkeit eine zusätzliche Bedeutung hinzu.
Außerhalb von Larissa – Reise zur Wochenmitte.
Am dritten Tag fuhren wir nach Volòs, einer kleinen Stadt etwa eine Stunde von Larissa entfernt, direkt am Meer gelegen. Am Morgen war es unsere Aufgabe mit einigen Fragen an Jugendliche aus Volos herauszufinden, wie sehr junge Menschen sich auf lokaler, aber auch auf europäischer Ebene in puncto Mitwirkung und Teilhabe engagieren. Es war interessant, die verschiedenen Antworten zu hören, auch wenn die meisten von ihnen mehrdeutig waren, wenn es darum ging, über Politik zu sprechen. An der Universität stellten wir fest, dass einige Organisationen wirklich aktiv sind, in den Augen einiger Jugendlicher sogar “zu aktiv”. Einige Jugendliche gaben zu, dass sie nicht wirklich engagiert waren, weil sie sich entweder nicht gehört oder auch von Themen nicht betroffen fühlten. Dies war ein sehr wichtiges Thema, über das wir bei unserer Rückkehr nach Larissa noch intensiv diskutieren mussten, da wir auch auf kultureller Ebene einige Unterschiede festgestellt hatten.
Treffen mit lokalen Politiker*ìnnen
Am fünften Tag fuhren wir mit dem Bus in eine kleine Stadt namens Karditsa. Ziel dieses Besuchs war es, mit den Hauptakteuren der Stadt zu sprechen, die für den Jugend- und Bildungsbereich arbeiten. Leider hatten wir vor dem Treffen keine Zeit, die Stadt zu besuchen, was unsere Fragen gezielter auf die Stadt gerichtet hätte. Sie hoben jedoch die verschiedenen Jugendaustausch-projekte hervor, die sie in den letzten Jahren hatten (z.B. auch mit Kassel), und auch die Tatsache, dass Karditsa als fahrrad-freundliche Stadt bekannt ist. Rad fahren ist schon immer eine übliche Fortbewegungsart in der Stadt und so wollen sie es auch beihalten, indem sie mehr Radwege bauen. So wollen sie anderen Städten in Griechenland ein Vorbild sein. Es erinnerte mich irgendwie an meine Stadt, Straßburg, die Stadt mit den meisten Radwegen in Frankreich. Es ist eine kulturelle Angelegenheit, aber wirtschaftliche Anstrengungen zur Schaffung von mehr Radwegen und zur Förderung dieses Transportmittels tragen auch zur Verringerung der Umweltverschmutzung bei.
Besondere Erinnerung
Wir verbrachten die Tage damit, aufzuwachen, zu essen, Warm ups zu spielen, zu diskutieren, unsere langen Gespräche zusammenzufassen, etwas über andere Länder zu lernen, zu debattieren, Pausen einzulegen, wieder von vorne zu beginnen, zu lachen, griechischen Kaffee zu trinken: kurz gesagt, dieses Programm haben wir genossen. Aber einige Aktivitäten hatten eine besonders starke Wirkung auf uns:
Am vierten Tag, durchgeführt von der norwegischen Gruppe, erlebten wir die ‘One step forward’-Herausforderung.
Bei dieser Herausforderung geht es darum, in die Rolle einer Person – mit weniger oder mehr Möglichkeiten aufgrund ihres Status und ihres individuellen Hintergrunds – zu schlüpfen, sich verschiedener Unterschiede, die sich auf Lebensalltag und Lebensweg auswirken, bewusst zu werden.
Diese Aktivität brachte uns dazu, über die soziale Leiter unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu diskutieren, und ich empfand es als Anregung, uns in unsere Gemeinschaften einzubringen, um Inklusion möglich zu machen.
Eine andere großartige Erinnerung habe ich an die ‘kulturelle Nacht’, die wir am zweiten Tag hatten, als wir Essen und besondere Dinge aus unseren Ländern teilten. Auch wenn ich Co-Teamerin der deutschen Gruppe war, war es schon etwas Besonderes für mich, mich auf einem Ort zu beziehen, an dem ich erst seit zwei Wochen lebte! Aber wir hatten Spaß daran, unser Theaterspiel ‘Rotkäppchen’ vorzubereiten, Brüder Grimm, den Herkules und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Kassel sowie aktuelle Themen wie die ‘Fridays for future’-Demonstrationen vorzustellen.
Abgesehen davon, dass man sich über wenig bekannte Lebensmittel und Ernährungsgewohnheiten in ganz Europa informieren kann, ist dies eine perfekte Möglichkeit, Menschen zusammenzu-bringen und einfach zu feiern. Wir haben die Nacht mit gemeinsamen Singen und traditionellen Tänzen beendet.
Dieser denkwürdige Jugendaustausch in Griechenland war für mich eine großartige Möglichkeit, meinen Freiwilligendienst in Kassel zu beginnen. Es war für mich ein Motivationsschub, so viele Jugendliche in ganz Europa aktiv zu sehen und von ihren Erfahrungen zu hören. Ich habe erstaunliche Seelen getroffen und schöne Freundschaften aufgebaut und werde diese Erinnerungen an meine ersten Wochen als Freiwillige als wertvollen Schatz bewahren.
Weitere Informationen findest du unter dem Link der IG-Seite, die wir in dieser Woche erstellt haben:
https://www.instagram.com/activeyouth678/
Und das Handbuch zur Active Youth Challenge:
https://iparticipatedotgr.files.wordpress.com/2020/02/active-youth-challenge-handbook.pdf
Und dann gab es – wo die Gruppe schon mal am Mittelmeer war – natürlich auch noch einen Tag am Strand von Volos.
| Veranstalter: | Simmetecho Larissa (Griechenland), Stadt Kassel, Jugendamt, Kommunales Jugendbildungswerk |
| Partner: | Comune di Padova – Progetto Giovani (Italien), Oslo kommune Uteseksjonen (Norwegen), ISZOSZ Kecskemét (Ungarn) |
| Ort: | Larissa (Griechenland) |
| Termin: | 29.September – 06.Oktober 2019 |
| Teilnehmerzahl: | 50 |
| Alter: | 16 – 25 Jahre |
| Finanzielle Unterstützung: | Erasmus+ Jugend in Aktion |